2023 wollen wir auf unserer Veranstaltung wieder das Thema Einquartierung ins Visier nehmen. Diesmal soll es aber weniger um Halls Gegenmaßnahmen gehen sondern um die Truppen, die einquartiert wurden. Chronologisch passend, wollen wir uns zuerst den Truppen zuwenden, die im Frühjahr 1622 nach Hall kamen. Es handelte sich dabei um zwei Kompanien Kreistruppen wie es bei Riegler heißt[1]. Nachdem das herzogliche Angebot 150 Mann zu stellen im April eingegangen waren, kamen zwei Kompanien am 22. Mai 1622 in Schwäbisch Hall an. Aus nicht näher bekannten Gründen zog eine der Kompanien bereits im Juli wieder ab, während die andere im Hällischen überwintern sollte. Details über die Einquartierung der Württemberger sind leider in Hall scheinbar verloren gegangen. Ihre Aufgabe die hällischen Bürger und Untertanen vor Plünderungen der durchziehenden ligistischen Truppen bewahrt zu haben, können die wenigen Württemberger wohl kaum erfüllt haben, denn sie standen mindestens 2.000 Mann zweier ligistischer Regimenter gegenüber. Wir wissen nicht wieviele die Württemberger über die Monate bis zum Abzug der Kompanie im Folgejahr waren. Gerhard Fritz berichtet von immerhin 23 "weiterer Leutnants, Fähnriche, Feldwebel, Capitaines des armes, Sergeanten und Korporale" die im Laufe des Jahres 1624/25 zur Kompanie unter Hans Hammer gekommen sein sollen [2] Die Sollstärke der Kompanien hatte nach einer Reduktion 1624 100 Mann plus 12 Mann Stab betragen [3]. Zwar sollten laut Beschluss vom Juni 1622 4 Regimenter Landesauswahl zu jeweils 10 Kompanien mit einer Kompaniestärke von 300 Mann gebildet werden [4] - aber inwiefern eine so stattliche Größe der Kompanien erreicht werden konnte, scheint recht fraglich. Außerdem dürfte es sich bei der Kompanie in Hall um Söldner gehandelt haben, weil Riegler ausdrücklich Kreiskompanien erwähnt, welche wohl die aus Unionsdiensten in die Dienste des Kreises übergegangene professionellen Truppen gewesen sein dürften [5]. Der in Hall als Kapitänleutnant bezeichnete Hans Hammer wird zwar in den hällischen Quellen als "von Marbach" benannt [6], was daraufhin deuten könnte, dass er adelig war. Wahrscheinlicher ist aber, dass er einfach nur aus Marbach stammte, denn seine Kompanie war die des Amtes Marbach im württembergischen Herzogtum [7].
In 2023 we want to focus on the topic of quartering again at our event. This time, however, it is less about Hall's countermeasures and more about the troops that have been billeted. In chronological order, let us first turn to the troops that came to Hall in the spring of 1622. It was about two companies of district troops as it is called by Ritter[1]. After the ducal offer to provide 150 men had been received in April, two companies arrived in Schwäbisch Hall on May 22, 1622. For reasons that are not known, one of the companies withdrew in July, while the other was to spend the winter in Hall. Unfortunately, details about the billeting of the Württembergers have been lost. The few Württembergers could hardly have fulfilled their task of protecting the citizens and subjects of Hall from plundering by the League troops passing through, because they faced at least 2,000 men from two regiments of the League. We do not know how many the Württembergers were over the months until the company left the following year. Gerhard Fritz reports at least 23 "additional lieutenants, ensigns, sergeants, captains des armes, sergeants and corporals" who are said to have joined Hans Hammer's company in the course of the year 1624/25 [2]. After a reduction in 1624, the target strength of the companies was 100 men plus 12 men [3]. According to the decision of June 1622, 4 regiments of state selection should be formed of 10 companies each with a company strength of 300 men [4] - but to what extent such an impressive size of the companies could be achieved seems quite questionable. In addition, the company in Hall may have been mercenaries, because Riegler expressly mentions district companies, which may well have been professional troops transferred from Union services to the services of the district [5]. Hans Hammer, described in Hall as a lieutenant captain, is named "von Marbach" in the Hall sources [6], which could indicate that he was a nobleman. However, it is more likely that he simply came from Marbach, because his company was that of the Marbach district in the Duchy of Württemberg [7].
Leider wissen wir nicht viel näheres über die württembergische Kompanie für diese Monate des Garnisonsdienstes. Immerhin hat sich aber Gerhard Fritz in einer Publikation intensiv mit den württembergischen Truppen im Dreißigjährigen Krieg beschäftigt. Bei Hans Hammer wissen wir ein wenig über seinen familiären Hintergrund. Im 16. Jh. war ein Jakob Hammer Untervogt in Leonberg und ein weiterer Hammer nämlich Philipp Hammer Vogtsamtsverweser in Göppingen [9]. Auch wenn uns für etliche Jahrzehnte Hinweise zu weiteren Familienmitgliedern fehlen, passen diese Verwaltungsposten gut zu dem, was auch im Hällischen in der Frühen Neuzeit oft der Hintergrund der späteren Offiziere des hällischen Kreiskontingents waren, welche dann aus dem Patriziat und der Beamtenschaft bis hin zu namenhaften Ratsfamilien stammten [10]. Bei den Mannschaften dürfte es sich um Musketiere gehandelt haben, wenn man dies von Hammers Kompanie wie sie sich 1624 darstellt [11] auf die Truppe von 1622/23 überträgt. Hammers Kompanie von denen ein guter Teil schon 1622 gedient haben dürfte ist in ihrer Herkunft der Mannschaften von 1624 recht gut überliefert. Nicht einmal die Hälfte stammte aus Württemberg. Die Meisten der anderen kamen aber aus dem Schwäbischen [12]. Typisch für Söldner war der berufliche Hintergrund soweit auffindbar. Das Soldatenhandwerk war unter Bauern unbeliebt - nur ein einziger der verifizierbaren Söldner 1624 war zuvor Bauer, während die meisten anderen Handwerker v.a. aus dem Textilbereich waren [13]. Es kann nicht überraschen, dass diejenigen, welche zuvor bereits gedient hatten, oftmals unter dem Mansfelder [14] gestanden haben [15].
Unfortunately we do not know much more about the company from Württemberg for these months of garrison service. Nevertheless, Gerhard Fritz dealt intensively with the Württemberg troops in the Thirty Years' War in a publication. About Hans Hammer we know a little bit about his family background. In the 16th century, Jakob Hammer was sub-vogt in Leonberg and another Hammer, namely Philipp Hammer, was administrator in Göppingen [9]. Even if we have no information about other family members for several decades, these administrative posts fit well with what was often the background of the later officers of Hall's contingent in the early modern period, who then came from the patriciate and the civil service up to well-known Council families originated [10]. The teams must have been musketeers, if one transfers this from Hammer's company as it appears in 1624 [11] to the troops of 1622/23. Hammer's company, a good part of which may have served as early as 1622, has been handed down quite well in terms of the origin of the teams from 1624. Not even half came from Württemberg. Most of the others, however, came from Swabia [12]. The professional background was typical for mercenaries as far as they could be found. The soldier's trade was unpopular among farmers - only one of the verifiable mercenaries in 1624 had previously been a farmer, while most of the other craftsmen were mainly from the textile sector [13]. Not surprisingly, those who often had previously served under the command of the count of Mansfeld [14] [15].
Ausschuss aus dem Hällischen mit Langspießen. - Militia from the territory of Hall with long pikes. (photo: Stefan Winter, 2022) |
Man kann für die Hällischen Bürger und Untertanen nur hoffen, dass sich die Württemberger besser im Hällischen als in Schwäbisch Gmünd 1619 aufführten, wo die übel behandelten Einwohner dazu gezwungen wurden den Einquartierten zu attestieren, dass sie sich wohl verhalten hätten [16]. Immerhin gab es auf Seiten der württembergischen Führung das Einsehen, dass man die Disziplin der eigenen Truppen auch schärfer untersuchen musste und es wurden strenge Maßnahmen beschlossen. Das kam nicht von Ungefähr, denn in dem Rescript heißt es, dass es wohl auch welche "von den Unsern", welche die württembergischen Untertanen aber auch "frembde Personen (darunter sich auch Fuhrleut befunden" auf den Straßen überfallen und ausgeraubt hätten [17].
One can only hope for the Hällische citizens and subjects that the Württembergers behaved better in the territory of Hall than in Schwäbisch Gmünd in 1619, where the badly treated inhabitants were forced to certify to those quartered that they had behaved well [16]. At least the Württemberg leadership realized that the discipline of their own troops had to be examined more closely, and strict measures were decided upon. That was no coincidence, because the rescript states that there were also some "of our own" who attacked and robbed the Württemberg subjects but also "foreign persons (including carters)" on the roads [17].
Es wurde auch fixiert, was beispielsweise bei dem Fußvolk ein "Haußwihrt" den Einquartierten liefern sollte [18]. Das waren nämlich:
It was also fixed what, for example, should be provided by a "Hausswihrt" to the billeted infantry [18]. Those were:
- Holz für das Feuer (kein besonderes Feuer, sondern das normale Feuer im Hause) - wood for the fire (no special fireplace, but the ordinary fire in the house)
- Licht - light
- Salz - salt
- Essig - vinegar
- "Geliger" - "Geliger"
Gegen eine Entschädigung war der "Haußwihrt" auch dazu verpflichtet 2 Pfund Brot zu liefern. Die Soldaten durften beispielsweise pro Kopf 1 Maß Bier von ihrer Kompanie zu Trinken erwarten [19].
Zu den einquartierten ligistischen Truppen wird es einen gesonderten Blogbeitrag geben.
In exchange for compensation, the "Hausswihrt" was also obliged to deliver 2 pounds of bread. For example, the soldiers could expect to drink 1 pint of beer per capita from their company [19].
There will be a separate blog post on the billeted troops of the League.
Foto: Cecilia Hanselmann, Stefan Winter
Text: André Hanselmann
Notizen/Notes:
1) Franz Riegler: „Schwäbisch Hall im Dreißigjährigen Krieg“ W. Kolhammer, Stuttgart, 1911, S.40
2) Gerhard Fritz: „Studien zum Dreißigjährigen Krieg“ Kohlhammer, Stuttgart, 2022, S. 56
3) Gerhard Fritz S. 27
4) Gerhard Fritz S. 22
5) Im Mai 1621 erreichte Herzog Johann Friedrich 900 Reiter und 2.000 Mann in die Schwäbischen Kreistruppen zu übernehmen. - In May 1621, Duke Johann Friedrich managed to take on 900 cavalry and 2,000 men in the Swabian district troops. - Gerhard Fritz S. 21
6) „Quartl. Register über Hl. Capitl. Lieutl. Hß. Hammers von Marpach“ in „Repertorium Cent Musterung …“ Sig. 4/0073 S. 22 – ebenso S. 234-235
7) Gerhard Fritz S. 55
8) Hällisch Fränkisches Museum Inv.-Nr. 3640
9) Gerhard Fritz S. 55
10) etwa aus der Familie Wibel / for example from the Wibel family
11) Gerhard Fritz S. 67
12) Gerhard Fritz S. 58
13) Gerhard Fritz S. 64-66
14) Immerhin 17 von 84 Mann. - At least 17 from 84 soldiers. Gerhard Fritz S. 82-83
15) Man denke an den Durchzug Mansfelder Truppen durch württembergisches und hällisches Territorium in den Jahren zuvor und der umfangreichen Fahnenflucht infolge der Niederlagen der Unionstruppen. - You have to remember the passing of Mansfeld's troops through the territory of Hall in the years before and the many chances for desertion in the aftermath of the defeats of the Union's forces. - Siehe hier z.B.: https://wackershofenannodomini.blogspot.com/2022/02/schwabisch-hall-1622.html
16) Gerhard Fritz S. 17
17) "General-Rescript, die Justizleistung bei Verbrechen der Soldaten, sowie der Bestrafung der Vergehen der Unterthanen gegen Soldaten betreffend" (21. Mai 1622) in Dr. Kapff: "Sammlung der württembergischen Gesetze." 1. Teil, L.F. Fues, Tübingen, 1849, S. 120-122
18) "Ordonanz wegen des Verhaltens der Soldaten, ihrer Einquartierung, und Verhalten der Beamten in Justizsachen" (17.Sept. 1622) in "Sammlung der württembergischen Gesetze.", S. 123-136 (hier S. 131)
19) Das entspricht auch dem, was dem württembergischen Soldat laut einer Verordnung vom 10. Januar 1622 zustand. - That's the same which a soldier of Württemberg should receive (decree from January 10th 1622). - Ebenda S. 120
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